Gestern trat zum ersten Mal die cornabedingte Sperrstunde auch auf der Reeperbahn und dem Kiez in Kraft – bis dahin gab es kräftig Party auf der Großen Freiheit
Zum Schutz vor dem Coronavirus müssen zwischen 23 und 5 Uhr früh Gaststätten in Hamburg schließen. Die Polizei hat in der Nacht zu Sonntag erstmals die Einhaltung kontrolliert – und kaum Verstöße festgestellt.
Bis dahin wurde aber wie schon in den vergangenen Wochen ausgelassen in den entsprechenden lokalen gefeiert. Insofern ist über die Sinnhaftigkeit einer Sperrstunde nachzudenken. Bislang hat es auf der Reeperbahn und den angrenzenden Straßen keinen einzigen Fall von Corona in irgendeinem Lokal gegeben. Außerdem führen die Wirte lückenlos einen Nachweis der Besucher der die Nachverfolgung bei Corona Infektion vereinfacht. Jetzt werden sich die Party people an andere Plätze und Orte zurückziehen. Eine Registrierung beziehungsweise Nachverfolgung wird hier nicht möglich sein.
Eine illegale Party auf St. Pauli musste die Polizei allerdings doch auflösen. Gegen 1.20 Uhr am Sonntagmorgen wurden Beamte während ihrer Streife auf der Reeperbahn auf eine Ansammlung aufmerksam. Bei der anschließenden Kontrolle stellten sie fest: Fast 90 Menschen hatten sich in einem Kellerraum getroffen, um gemeinsam zu feiern. Die Partygäste wurden einzeln aus dem Club geführt. Mindestens drei Menschen kamen in Gewahrsam.
Strengere Regeln seit Sonnabend in Kraft
Seit Sonnabend gelten wegen steigender Corona-Zahlen in Hamburg strengere Regeln. Auf zahlreichen öffentlichen Plätzen wie dem Spielbudenplatz auf St. Pauli oder dem Alma-Wartenberg-Platz in Ottensen galt zudem bereits eine Maskenpflicht auch im Freien. Das sehen die Regeln unter anderem vor:
- Veranstaltungen ohne feste Sitzplätze sind im Freien nur noch mit bis zu 100 Teilnehmenden zulässig.
- Veranstaltungen ohne feste Sitzplätze in geschlossenen Räumen dürfen mit höchstens 50 Menschen stattfinden.
- Wenn während der Veranstaltung Alkohol ausgeschenkt wird, reduziert sich die Anzahl der zulässigen Teilnehmenden jeweils um die Hälfte.
Gastwirte kritisieren die strengen Auflagen
Kritik an der Sperrstunde kommt sowohl vom Hotel- und Gaststättenverband Dehoga wie von einzelnen Wirten. Niels Boeing, Sprecher des Barkombinats, einem Zusammenschluss von Clubs in Hamburg, sagte: „Die Stimmung ist ratlos, verzweifelt wütend. Vor allem regt alle auf, dass es keine Kommunikation im Vorfeld gab.“ Der Hamburger Dehoga-Vorsitzende Franz Klein forderte am Freitag den Senat auf, sowohl das Beherbergungsverbot als auch die Sperrstunde für die Gastronomie zu streichen. Für ihn ist weder das eine noch das andere ein geeignetes Mittel zur Eindämmung der Pandemie, stürze aber eine ganze Branche in die Krise. Die allermeisten Wirte würden sich sehr genau an alle Vorgaben halten.
Für die kommenden Tage wird mit Klagen vor dem Verwaltungsgericht gerechnet. Somit könnte dann wieder die Sperrstunde als auch das Beherbergungsverbot von Gerichten auch in Hamburg kassiert werden.