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Schandfleck Reeperbahn

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Schandfleck Reeperbahn
Bild: Pixabay

Walk of Shame: Wie die Reeperbahn zum Schandfleck verkommt

Der Udo-Lindenberg-Stern auf der Reeperbahn soll seinen Standort wechseln. Die eigentliche Schwierigkeit liegt jedoch bei der Reeperbahn selbst.

Im Jahr 1996 gab es einen großen Andrang: Eine Menschenmenge versammelte sich um Udo Lindenberg vor dem Café Keese auf der Reeperbahn, um Zeuge der Enthüllung des Sterns zu werden. Neben Udo Lindenberg knieten zwei blonde Frauen. Hinter ihnen stand der damalige Erste Bürgermeister Henning Voscherau (SPD), aufgeräumt im hanseatischen Stil.

Damals war dies eine glanzvolle und mondäne Szene, ein Hauch von Hollywood in Hamburg. Ein Stern, eingelassen in eine der bekanntesten Straßen Deutschlands, ein Spaziergang auf dem „Walk of Fame“ in der Hansestadt.

Bild: Pixabay

Allerdings sind die glorreichen Zeiten längst vorüber: In einer Sitzung am Dienstag beschloss die Bezirksversammlung, dass es sinnvoller sei, den Stern an einen anderen Ort zu verlegen. Der Stern wurde zuletzt zwischen den Tischen und Stühlen der umliegenden Restaurants vernachlässigt und erhielt nicht mehr die angemessene Wertschätzung, die ihm eigentlich zustand.

Ein neuer Standort soll das Clubhaus gegenüber am Spielbudenplatz sein, in dem auch die interaktive Kunstausstellung „Panic City“ beheimatet ist. „Wir würden uns darüber freuen, wenn der Stern dorthin verlegt wird“, äußerte die Bezirksabgeordnete Sabrina Hirche (SPD).

Jedoch wird das eigentliche Problem nicht verschwiegen: die Rotlichtmeile selbst. Jedes Jahr zieht sie bis zu 30 Millionen Besucher an, doch nun verfällt sie zusehends. Der östliche Teil, der zumindest noch über einen vernünftigen Bürgersteig verfügt, kämpft gegen Leerstand an. Dönerbuden, Kioske und verbarrikadierte Eingänge mit obdachlosen Menschen davor prägen das Bild. Diese Art von Zurschaustellung ist nicht das Image, das hier etabliert werden sollte. Der westliche Teil der Reeperbahn wird noch härter getroffen: Aufgeworfene Baumwurzeln beschädigen den Gehweg, minderwertige Buden verkaufen fragwürdige Getränke und zahlreiche Geschäfte stehen leer.

Lange Zeit war die Aufspaltung zwischen dem schickeren östlichen Teil und dem heruntergekommenen westlichen Teil das Hauptproblem. Dies geht einher mit einer Veränderung des Verhaltens der Besucher, wie Gewerbetreibende schon vor einigen Jahren der „Welt“ mitteilten. Wildes Urinieren wurde zum Ärgernis im Westen. Mittlerweile sieht man dieses Verhalten auch im Osten, an den Wänden der leeren Gebäude oder ungeniert mitten auf dem Grünstreifen der Reeperbahn.

Anwohner, Politiker und Gastronomen setzen sich alle dafür ein, dass die Reeperbahn nicht in den Abgrund stürzt. Ein Beispiel hierfür ist der „Business Improvement District“ (BID), der die Immobilienbesitzer an der Reeperbahn zur Kasse bittet, um die Reinigung und das Image der Meile zu verbessern. Zudem entstehen immer wieder interessante neue gastronomische Konzepte rund um die Reeperbahn, wie kürzlich die Eröffnung einer vorübergehenden Weinbar auf dem ehemaligen Schwimmbadgelände. Man gibt die Meile hier nicht kampflos auf.

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